Du musst nur entscheiden, was Du mit der Zeit anfangen willst, die Dir gegeben ist ...
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Eines Tages riss mir endgültig die Hutschnur. Ich war äußerst unzufrieden mit meinem neuen Zahnarzt. Das Vertrauensverhältnis war hinüber. Ergo trennte ich mich vom Nachfolger meines alten Zahnarztes, dem ich über 30 Jahre lang, bis zu seinem Ruhestand, gerne die Treue gehalten hatte.
Eine größere Sanierung stand an, und, da trotz 3maliger Bitte um einen Kostenvoranschlag nur ein fröhlicher Weihnachtsgruß kam, ging ich bangen Herzens zum Zahnarzt meines Mannes.
Erste positive Eindrücke waren ein freundliches Praxisteam, keine Wartezeit und das Vertrauen erweckende Gespräch mit Dr. D. Er riet mir zu Implantaten, an die ich auch schon gedacht hatte. Doch irgendwie konnte ich mich mit dem Gefühl, Titan in den Kiefer eingepflanzt zu bekommen, noch nicht so richtig anfreunden. Abgesehen davon hatte ich großen Bammel vor dem Eingriff. Dr. D. konnte mir die Angst ein kleines bisschen nehmen und mich überzeugen, dass eine Brücke, befestigt am Weisheitszahn, nicht so sinnvoll wäre. Naja, die Aktien standen gerade ganz gut, also verkaufte ich BASF & Co., und die Finanzierung für das kostspielige Vorhaben war gesichert.
Die obligatorische Aufklärung bei einem nächsten Gespräch über evtl. Risiken nahmen mir wieder einiges vom mühsam erarbeiteten Mut, aber Dr. D. war sehr verständnisvoll und leistete erneut “Entwicklungshilfe” für denselben.
Der Tag X nahte, und ich hatte eine schlaflose Nacht, d.h. ganz schlaflos konnte sie nicht gewesen sein, da ich träumte, Dr. D. stand plötzlich mit seinem Instrumentenköfferchen im Schlafzimmer vor mir. “Leider ist die Praxis abgebrannt”, sagte er, “ich muss den Eingriff an Ihrem Bett vornehmen. Ihr Mann kann ja assistieren”. Am Tag X also pumpte ich mich folgsam mit den verschriebenen Medikamenten (oh jeh, schon wieder schreckliche Nebenwirkungen!) voll und begab mich die die keineswegs abgebrannte Praxis von Dr. D.
Wieder ohne Wartezeit - bin mir nicht sicher, ob ich mir diesmal nicht doch noch etwas Galgenfrist gewünscht hätte -saß ich alsbald auf dem Behandlungsstuhl und beobachtete bangen Herzens, wie die nette Assistentin ein Sammelsurium grauenvoller Folterinstrumente auf das Tablett legte. “Alles halb so schlimm”, sagte sie und “alles halb so schlimm” kurz drauf Dr. D. Und sie sollten Recht behalten. Kein gefürchteter Pressluftbohrer, keine Schmerzen, es ging alles ganz sanft vonstatten. Vorher wurde ich noch gefragt, ob ich über die jeweiligen Schritte der OP unterrichtet werden wollte oder besser nicht. Ich wollte, und das war beruhigend. Bald schon kamen Nadel und Faden an die Reihe, und danach verließ ich dankbar und sehr erleichtert die Stätte, die sich als “nicht des Grauens” erwiesen hatte.
Und nun kommt das für mich Unfassbare in dieser angeblichen Servicewüste Deutschlands: Dr. D. rief mich nachmittags (er hatte frei!) und abends, nachdem er die Handball-WM in der Kölner-Arena besucht hatte, zuhause an und erkundigte sich nach meinem Befinden. Ich war tief beeindruckt, und Dr. D. hat einen neuen Fan.
Vor dem, was sich jetzt noch in meinem Mund abspielen wird, habe ich keine Angst mehr. Dr. D. wird schon “Nägel mit Köppen” machen.
Ob der Vorgängerzahnarzt noch einen Heil- und Kostenplan schickt, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht bekomme ich wieder eine hübsche Weihnachtskarte….
Zitat 153(228):Wirtschaftswissenschaft ist die einzige Disziplin, in der jedes Jahr auf dieselben Fragen andere Antworten richtig sind.
Danny Kaye
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