Du musst nur entscheiden, was Du mit der Zeit anfangen willst, die Dir gegeben ist ...
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Nach 26 Jahren hatte unser altes Bad ausgedient. Ein schickes neues musste her. Wir entschieden uns für den Anbieter "Allesauseinerhand", der, grosse Kompetenz ausstrahlend, unsere Vorstellungen und Pläne mit "kein Problem" kommentierte. Die Fliesen, die wir aussuchten, waren ein Traum, wenn auch der Preis.... Naja, man gönnt sich ja sonst nichts.
Nun warteten wir geduldig auf das Angebot unseres Allesauseinerhand. Nach drei Wochen fragten wir vorsichtig nach, ob er noch Interesse an unserem Auftrag hätte. Doch schon, hatte er, aber irgendwie sei er nicht dazu gekommen. Binnen kurzer Zeit war das Angebot im Briefkasten. Wunderschöne Prospektblätter, noch schönere Beschreibungen der Sanitäranlagen und Preisangaben für die einzelnen Posten wie "je nach Aufwand" oder "ca.". Die angegebenen Stundenlöhne liessen mich bedauern, nicht den Beruf des Sanitärfachmanns oder wenigstens Fliesenlegers ergriffen zu haben. Wir baten Allesauseinerhand, sein Angebot nochmals zu überarbeiten. Das neue war etwas übersichtlicher, und die Preise der einzelnen Posten teilweise nach unten korrigiert. Allesauseinerhand bekam den Zuschlag. Wann er denn anfangen könnte, wollten wir wissen. Erst müssten die Fliesen da sein, die, da handgefertigt, noch ein bisschen auf sich warten lassen dürften. Nach zwei weiteren Monaten dauerte uns das "ein bisschen" doch ein wenig zu lange und wir fragten nach. Allesauseinerhand hatte uns wegen Arbeitsüberlastung vergessen, aber nächste Woche könnte er anfangen. Die gesamte Renovierung würde 10 Tage dauern. Für uns, die wir über ein Gästebad verfügen und im Keller eine Münzwaschmaschine benutzen können, kein Problem.
Die alten Fliesen, z.T. schon lose, mussten raus. Wir machten uns auf viel Staub gefasst, besonders im Schlafzimmer, das unmittelbar ans - fensterlose - Bad grenzt. Um dem Erstickungstod zu entgehen, schliefen wir in anderen Zimmern. Allesauseinerhand hatte die geniale Idee, die Installationswand ganz rauszureissen und eine Rigipswand weiter zurückgesetzt anzubringen, da hier noch viel Luft war, und wir so das Bad vergrössern könnten. Ob das Schlafzimmer nochmals bewohnbar werden würde? Es versank unter einer dicken Staubschicht, die sich mittlerweile auch in den übrigen Räumen breitmachte. In der Woche darauf wurden die Rohrleitungen geändert bzw. angepasst. Die Handwerker wechselten sich ab, erschienen manchmal zu zweit, manchmal nur für eine Stunde, wir wussten aber nie wann. Mein armer Mann - ein Glück, dass er Pensionär ist, sonst hätten wir unseren Jahresurlaub nehmen müssen - konnte das Haus nur verlassen,wenn ich vom Dienst kam.
Einmal roch es so verbrannt. Ich zog die Stehlampe, die der Fliesenleger zwecks besseren Sehens in den Türrahmen gestellt hatte, von der angekokelten Türzarge weg. Er fand das nicht so schlimm, da der Monteur bereits den Rahmen von innen mit dem Lötkolben angebrannt hatte. Also würde uns die Versicherung eine neue Tür bescheren. Dazu müsste natürlich auch das Schlafzimmer z.T. neu tapeziert werden. Aber dies war sowieso nötig, da beim Abschlagen der alten Kacheln ein Loch in der Wand über der Tür entstanden war. In der dritten Woche konnten wir die neuen Fliesen und die schicke abgehängte Decke bewundern Der Elektriker kam, die Waschmaschine anzuschliessen. Aber leider war da kein Anschluss; das Kabel war eingemauert. Wie schade, nun musste wieder aufgebrochen werden.
Eines Tages wurde das Waschbecken gebracht, es war jedoch nicht das bestellte mit Halbsäule und Ablage. Es konnte problemlos umgetauscht werden, jedoch fehlten die dazugehörenden Montageteile vonseiten der Lieferfirma. Aber auch diese wurden nachgeliefert. Der Waschtisch machte sich wirklich hübsch an der neuen Fliesenwand.
Zwischendurch inspizierte der Schreiner den Türschaden. Da es die alte Rahmennorm nicht mehr gäbe, müßten ein paar Fliesen wieder raus, aber wirklich nur ein paar, prophezeite er.
Nach der vierten Woche wollten wir unsere lang geplante Parisreise antreten. Am Vortag der Abreise kümmerte sich der Installateur um die Wasseranschlüsse. "Fertig", sagte er, betätigte die Spülung und wurde blass um die Nase. Heißes Wasser kam aus der Toilette. Er hatte die Anschlüsse vertauscht. Eine Fliese müsste wieder raus, aber kein Problem, er würde das direkt am Samstag nach unserem Urlaub erledigen. Unser Monteur hielt Wort und ließ dafür sogar das samstägliche Fußballspiel sausen.
Als er weg war, drückten wir vorsichtig auf die Clospülung. Sie ging, hörte aber erst wieder auf, als wir den Haupthahn abdrehten. "Allesauseinerhand" kam prompt auf unseren Anruf hin und brachte die Spülung zum Stillstand. Ob wir denn nur Negatives sehen würden, wollte er wissen. Nein, protestierten wir und lobten lauthals die guten Ideen. und die schönen Fliesen.
Es kam der Maler, um das Loch in der Wand zum Schlafzimmer zu schließen und zu tapezieren. Dabei ging lediglich ein Schalter kaputt, der aber prompt besorgt und ersetzt wurde. Es kam der Schreiner, der uns eine neue Tür einbaute - ohne Komplikationen. Es kam der Fliesenleger, der die Fliesen im Türbereich erneuerte - wegen der anderen Abmessungen des neuen Türrahmens. Dabei erlitt eine "benachbarte" Fliese einen Sprung. Der Fliesenleger war der Meinung, wenn er diese ersetzen würde, würden wahrscheinlich weitere zu Bruch gehen.. Wir aber bestanden auf Ersatz. Ergebnis um 16.00 h, pünklich zu seinem Feierabend: Die erneuerten Fliesen lagen höher als die anderen. Wir und auch Allesauseinerhand, der das Werk am nächsten Tag besichtigte, waren der Meinung "So nicht!" Der Fliesenlegermeister würde sich der Angelegenheit nochmals widmen müssen.
Jetzt war noch der Rat des Experten gefragt. Die Waschmaschine stand sehr eng eingekeilt zwischen den benachbarten Wänden, und wir befürchteten, dass beim Rotieren der Schleuder die Wandfliesen beschädigt werden könnten. Allesauseinerhand fand eine Lösung. Es müßte nur eine Wandfliese raus, dann könnte da der Abfluss rein und das Loch mit VA-Stahl zugedeckt werden. Wunderbar! Ich war glücklich.
Die Schweißnaht des Rohres unseres neuen Heizkörpers leckte, zwar nur schwach, aber sie leckte. Dem Monteur war dies bekannt; er wollte den Schaden bei seinem nächsten Besuch beheben. Die Zeit verging, und aus dem Lecken wurde ein Laufen. Wir schlugen Alarm und wringten alle paar Minuten den um das Rohr gewickelten Aufnehmer aus, voller Panik, dass es platzen könnte. Der Notdienst, der abends kam, beruhigte uns, wickelte als Provisorium ein Stück Küchenrolle um das Leck und leitete so das austretende Wasser mit deren Ende in eine Schüssel. Vorsorglich leerten wir diese in der Nacht ein paar Mal. Am nächsten Tag bekam nach mehrmaligen Anrufen in der Firma Allesauseinerhand das Rohr eine neue Manschette und ist seitdem dicht.
Eines schönen Tages kam der uns schon bekannte Fliesenleger, schlug die Berg-und-Tal-Stelle wieder auf und verflieste neu - tadellos übrigens. Eine reklamierte Eckfuge wurde neu abgedichtet und konnte sich jetzt wirklich sehen lassen.
Ein paar Tage später erhielten wir um 7.30 h einen Anruf. Ob es uns recht wäre, wenn heute die Duschabtrennung und Accessoires montiert würden. Und ob es uns recht war. Abends konnten wir uns nicht satt sehen an unserem wunderschönen neuen Bad, das wir uns kaum zu benutzen trauten.
Zitat 17(228):Um die Wahrheit zu erfahren, muß man den Menschen widersprechen.
George B. Shaw
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